Eines ist klar: Tanith Lee Kaiine, wie sie mit vollem Namen heißt, war eine der Großen.
Leider aber bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas von ihr gelesen habe. Ich erinnere mich durchaus, von Zeit zu Zeit ihre Klappentexte betrachtet und die Bücher dann wieder fort gelegt zu haben… irgendwie ist der Funke wohl nie übergesprungen. Das mag damit zusammenhängen, dass diese Autorin das Drama liebte – während ich eher leise, selbstironische Prosa schätze. Ich hoffe, ich tue ihr nicht unrecht. Möglicherweise gäbe es hier für mich noch einiges zu entdecken.
Gleichwohl: ein Übermaß an Gefühl ist meine Sache nicht unbedingt. Sie allerdings liebte es offensichtlich bis kurz vor ihrem Tod, sich als Vampirlady darzustellen, zumindest finden sich hierzu reichlich Bilder im Netz. Was Wunder: Ehemann Kaiine ist professioneller Fotograf.
Wenn man dem Netz glauben darf, waren Taniths Eltern Berufstänzer, welche mit lateinamerikanischen Choreographien durch Großbritannien tingelten. Die vielen Schulwechsel machten es dem Mädchen schwer, Schreiben zu lernen… zwischen ihrem 8. und 9. Lebensjahr brachte es ihr der Vater dann bei. Ihr Talent zeigte sich früh, ein späterer Job (einer von vielen) als Bibliothekarin tat sicher ein Übriges.
1971 erschien ein Jugendroman „The Dragon Hoard“, doch der Durchbruch gelang ihr erst 1975. „The Birthgrave“(Im Herzen des Vulkans) wurde im selben Jahr für den Nebula Award als bester Roman nominiert. Doch der Prophet gilt nichts im eigenen Dorf und so fand sich trotz Auszeichnung kein britischen Verleger: Zeit für den Sprung über den Großen Teich. Der amerikanische Verlag DAW konnte gewonnen werden. 1976 endlich gelang es Tanith Lee sich von der Schriftstellerei zu ernähren. Unter ihren vielen Werken finden sich nur zwei, die Science-Fiction-Elemente verwenden: „Don’t Bite the Sun“ (1976) und „Drinking Sapphire Wine“ (1977). Der Rest ist Fantasy pur.
Beide Titel sind mittlerweile bei amazon für den symbolischen Cent und 3 € Versandgebühr erhältlich. Offensichtlich handelt es sich um Fortsetzungen. Doch da es im ersten nur um das Innenleben der Protagonistin geht, habe ich mich für den „Saphirwein“ entschieden. Die Phantasik-Couch gibt folgenden Inhalt an: „ Vier-BEE war eine utopische Stadt. Eine Stadt, in der man lange lebte und wo man die Körper nach Belieben wechselte, auch nach Geschlecht und Rasse. Alles war erlaubt, nur eines nicht: das Töten. Als Strafe wurde man in die Wüste verbannt. Und dort konnte man beweisen, ob man als Bewohner von Vier-BEE nicht doch schlauer war als der beste Roboter.“ Na, das klingt doch einigermaßen lustig… Offensichtlich gibt es also doch etwas, das die Autorin und mich verbindet: wir finden die Unsterblichkeit zum Gähnen. Mal sehen, inwieweit 4B und meine Schöpfung Cendraka auf ähnliche Inspirationspartikel zurückgehen.
Deutsche Fans begingen an Tanith Lee ein Lizenzvergehen. So wurden ihre Fantasy-Geschichten im Rollenspiel „Ruf des Warlock“ für eine Hintergrundwelt verwendet. Das gehört sich nicht. Ich hoffe, man hat die Schuldigen ordentlich zur Kasse gebeten.
Seit 1992 lebte die Autorin in der Nähe von Brighton, wo sie am 24. Mai 2015 im Alter von 67 Jahren tragischerweise an den Folgen einer Brustkrebs-Erkrankung verstarb.
(Quelle: die ersten google-Treffer, ins. Wikipedia)
- 1980 – British Fantasy Award für Death’s Master
- 1983 – World Fantasy Award für The Gorgon als beste Kurzgeschichte
- 1984 – World Fantasy Award für Elle est Trois (La Mort) als beste Kurzgeschichte
- 1986 – Gilgamé Award für Volkhavaar als beste Fantasy-Novelle (in der spanischen Übersetzung)
- 1987 – Gilgamé Award für Night’s Master als beste Fantasy-Novelle (in der spanischen Übersetzung)
- Im Herzen des Vulkans, 1979, ISBN 3-453-30525-6, The Birthgrave, 1975
- Vazkor, 1979, ISBN 3-453-30550-7, Vazkor, Son of Vazkor, 1978
- Die weiße Hexe, 1980, ISBN 3-453-30607-4, Quest for the White Witch, 1978
- Beiß nicht in die Sonne, 1982, ISBN 3-811-83585-8, Don’t Bite the Sun, 1976
- Trinkt den Saphirwein, 1978, ISBN 3-442-23296-1, Drinking Sapphire Wine, 1977
- Herr der Stürme, 1980, ISBN 3-453-30662-7, The Storm Lord, 1976
- Anackire, 1986, ISBN 3-453-31331-3, Anackire, 1983
- Aztira, 1990, ISBN 3-453-04500-9, The White Serpent, 1988
Burg-der-Dunkelheit-Zyklus (Castle of Dark)
- Die Burg der Dunkelheit, 1988, ISBN 3-453-03129-6, The Castle of Dark, 1978
- Der Prinz auf dem weißen Pferd, 1988, ISBN 3-453-02783-3, Prince on a White Horse, 1982
- Dark Castle, White Horse, 1986 (beide Bände in einem Buch)
Zyklus von der flachen Erde (Tales of the Flat Earth)
- Herr der Nacht, 1981, ISBN 3-453-04499-1, Night’s Master, 1978
- Herr des Todes, 1983, ISBN 3-453-30949-9, Death’s Master, 1979
- Herr der Illusionen, 1990, ISBN 3-453-31186-8, Delusion’s Master, 1981
- Die Herrin des Deliriums, 1989, ISBN 3-453-03165-2, Delirium’s Mistress, 1986
- Nächtliche Zauber, 1989, ISBN 3-453-03477-5, Night’s Sorceries, 1987
- Das Lied des Exorzisten, 1983, ISBN 3-404-20050-0, Kill the Dead, 1980
- Sabella oder der letzte Vampir, 1982, Sabella or the Bloodstone, 1980
Die Geheimnisse von Paradys (The Secret Books of Paradys)
- The Book of the Dead / Paradys , 1986
- Die Verdammten, 1991, ISBN 3-442-24507-9, The Book of the Damned, 1988
- Der Prinz der Dämmerung, 1991, ISBN 3-442-24508-7, The Book of the Beast, 1988
- The Book of the Mad, 1993
- Das schwarze Einhorn / Das Mädchen und das schwarze Einhorn, 1994, ISBN 3-404-20237-6, Black Unicorn, 1991
- Das goldene Einhorn, Gold Unicorn, 1994
- Das rote Einhorn, Red Unicorn, 1997
- Die Macht des Einhorns, 2002, ISBN 3-453-21423-4, Black Unicorn / Gold Unicorn / Red Unicorn, 1991 (Sammelband)
Scarabae-Trilogie (Blood Opera)
- Unstillbares Verlangen, 1993, ISBN 3-453-53401-8, Dark Dance, 1992
- Unheimliche Ferne, 1994, ISBN 3-404-13888-0, Personal Darkness, 1993
- Ägyptische Nacht, 1995, ISBN 3-404-13646-2, Darkness, I – Third in the Blood, 1994
- Faces Under Water. 1998
- Saint Fire. 1999
- A Bed of Earth. 2002
- Venus Preserved. 2003
- Das Gesetz des Wolfsturms, 2003, ISBN 3-570-12629-3, Laws of the Wolf Tower. 1998
- Wolf Star. 2000
- Queen of the Wolves. 2001
- Wolf Wing. 2002
- Cast a Bright Shadow. 2004
- Here in Cold Hell. 2005
- No Flame but Mine. 2007
- Liebhaber in Silber, ISBN 3-404-22067-6, Silver Metal Lover, 1981
- Metallic Love, 2004
- Piratica: Being a Daring Tale of a Singular Girl’s Adventures upon the High Seas. 2004
- Piratica II: Return to Parrot Island 2006
- Piratica III: The Family Sea. 2007
- Betrothed. 1968
- Animal Castle. 1972
- Das Winterspiel, 1976, ISBN 3-453-31052-7, The Winter Players, 1976
- Volkhavaar, der Magier, 1979, ISBN 3-404-01269-0, Volkhavaar, 1977
- Im elektrischen Wald, 1986, ISBN 3-404-24081-2, Electric Forest, 1979
- Tagtraum und Nachtlicht, 1984, ISBN 3-404-24063-4, Day by Night, 1980
- Die Kinder der Wölfe, 1984, ISBN 3-453-44068-4, Lycanthia – The Children of Wolves, 1981
- Romeo und Julia in der Anderswelt, 1986, ISBN 3-404-13045-6, Sung in Shadows, 1983
- Indische Nächte, 1987, ISBN 3-404-13111-8, Tamastara – The Indian Nights, 1984
- The Beautiful Biting Machine. 1984
- Tage des Grases, 1994, ISBN 3-453-07774-1, Days of grass, 1985
- Madame Two Swords. 1988
- A Heroine of the World. 1989
- Der dunkle Engel, 1995, ISBN 3-453-08528-0, The Blood of Roses, 1990
- Der Gott des Waldes, 1995, ISBN 3-453-08529-9, The Blood of Roses, 1990
- Voyage of the Basset: Islands in the Sky, 1990
- Into Gold, 1991
- Heart-Beast, 1992
- Louisa the Poisoner, 1992
- Elephantasm, 1993
- Eva Fairdeath, 1994
- Raining Cats and Dogs, 1995
- Vivia, 1995
- When the Lights Go Out, 1995
- Wenn die Götter dürsten, The Gods Are Thirsty, 1996
- White as Snow, 2000
- Mortal Suns, 2003
- Death of the Day, 2004
- L’Amber, 2006