Sarah Winman
DAS FENSTER ZUR WELT
„Still Life“, 2021
Klett-Cotta, Stuttgart, 04/2024
ISBN 978-3-608-96606-0
Verlagsinformation:
Ulysses und Evelyn begegnen sich in einem italienischen Weinkeller und sprechen über Kunst und das Leben, zu einem Zeitpunkt, an dem die Schönheit in der Welt nicht leicht zu finden ist. Diese Begegnung knüpft zwischen ihnen ein lebenslanges Band der Freundschaft. Von den sonnenbeschienenen Hügeln der Toskana bis hin zum Londoner East End ist »Das Fenster zur Welt« ein lebensbejahender Roman über Schicksal, Liebe und Familie.
Er ist ein junger britischer Soldat, sie ist eine sechzigjährige Kunsthistorikerin, die ihre geliebten Gemälde vor den Bomben des zweiten Weltkriegs bewahren will. Ein einziger Abend eröffnet Ulysses eine Sichtweise auf die Welt, die ihn für immer verändert. Nach dem Krieg kehrt er aus Florenz in seine Heimat London zurück, zu den alten Bekannten, die sich täglich in Col’s Pub treffen. Dort wartet auch Peg, die Liebe seines Lebens, die ihr Herz aber an einen amerikanischen Soldaten verloren hat. Ulysses hofft auf einen Neuanfang. Da ihn seine Jahre in Italien nie loslassen, bricht er in ein ungewisses Abenteuer auf: ein Leben in Florenz. Im Gepäck hat er nicht nur Pegs Tochter Alys, sondern auch den alten Cress und den Papagei Claude. Sarah Winman hat einen warmherzigen, atmosphärischen Roman über Freundschaft und Schönheit geschrieben und darüber, dass es nie zu spät für einen Neubeginn ist, auch wenn man sich selbst dafür zu alt fühlt.“
Ich wusste bislang nichts von dieser Autorin. (Britin, geboren am 24.12.1964). Nun bekommt nicht nur das Rezi-Exemplar einen der knapp bemessenen Stellplätze auf meinem Regal (wenn hier etwas Neues hinzukommt, muss etwas Altes gehen), sondern ich habe mir auch antiquarisch einen weiteren der auf Deutsch erschienenen Titel bestellt. Nach Florenz reisen will ich außerdem – was für ein Talent!
Dieses eine Mal umreißt der Klappentext den Inhalt nicht übel. Ich füge hinzu, dass die Jahre 1944-1979 abgedeckt werden, mal in Form einer kongenialen Schelmengeschichte, Tratsch aus Bildungsbürgertum, Kritik am Gewusel des Kunstbetriebes, dann wieder mit berührender Tragik. Einige der bis zuletzt wichtigen Personen erleben 1945 nicht mehr. Zimmer mit Aussicht, der Baedeker und E.M. Forster in Person (nebst Mutter) drehen ihre Runden. Erbschaften werden gemacht, Wetten gewonnen. Papageien zitieren Shakespeare, selbst die Bäume vertreten ihre Meinung.
Im letzten Drittel der Geschichte wird Florenz im einem weiteren Hochwasser seiner Geschichte (1333, 1547, 1557, 1844 und 1966) nahezu vernichtet und steht doch wieder vollen Schönheit auf. Und das Leben geht weiter.