Nickolas Butler: Ein wenig Glaube

Nickolas Butler

Ein wenig Glaube

Gibt es einen Menschen, der sich noch niemals mit dem Glauben auseinander gesetzt hat? Ich denke, nicht. Zu glauben ist urmenschliches Bedürfnis, seit wir Zeuge wurden, wie erste Blitz das erste Feuer entzündete. Und dennoch scheint es nicht ratsam, sich darüber offen zu unterhalten, es sei denn in einem wirklich intimen Freundeskreis. Das Thema ist zu schwierig, zu leicht blamiert man sich oder verletzt andere. Ich wäre wohl nicht noch einmal damit in den Ring gestiegen, hätte ich nicht – ein purer Zufall – in einem Fantasyroman von 2003 die in meinen Augen ultimative Definition dazu entdeckt.

R. Scott Bakker bringt es wie folgt auf den Punkt: „Es gibt einen Glauben, der weiß, dass er Glaube ist, … , und es gibt einen Glauben, der sich im Besitz der Wahrheit glaubt.Die erste Art Glaube akzeptiert die Ungewissheit, erkennt die Unergründlichkeit Gottes und führt zu Mitgefühl und Duldsamkeit. Denn wer kann schon mit Feuer und Flamme verdammen, ohne sich rückhaltlos im Besitz der Wahrheit zu glauben? Doch die zweite Art, … , setzt auf Gewissheit und hat für Gottes Rätselhaftigkeit nur Lippenbekenntnisse übrig. Diese Art Glaube führt zu Unduldsamkeit, Hass, Gewalt …“

Genau darum geht es in Nickolas Butlers Geschichte um Lyle und Peg Hovde, ihre Tochter Shiloh und Enkel Isaak. Ja, und es ist wirklich daraus ein „schmerzhaft-schöner Familienroman voller Feingefühl“ geworden, wie es der Klappentext formuliert. Spannend ist er auch noch – ein großer Gewinn.

Übrigens wurde Nickolas Butler 1979 in Pennsylvania geboren und wuchs in Wisconsin auf. Dies scheint sein erstes, in Deutsch übersetztes, Buch zu sein. Gerne werde ich noch mehr von ihm lesen.