Urlaubsbücher im Mai 2016
Die gesamte Vor- und Nachbereitung eingerechnet, kann so ein Traumurlaub (14.04. – 01.05.2016 am Gardasee, in Riva) das Zeitmanagement ganz schön durcheinander bringen. Schon allein, seine Termine auf die Reihe zu bringen, nachdem frau weder Schlepptopp noch Ipod dabei hatte, dauerte seine Weile. Doch die Hochzeitsreise zur Feier des 40. Jahrestags war es allemal wert. Sie verlief nicht nur harmonisch, auch das Wetter spielte mit. Trotzdem fand ich (wie auf dem Titelbild ersichtlich) genug Zeit, um zu lesen. Der Gatte genoss derweil Sportsendungen und die Sonderangebote im naheliegenden Supermarkt (einer italienischen Version des Recklinghäuser Palazzo Prozzo).
Da ich wie immer zu Reisebeginn dem Packrausch verfiel (so ein Kombi-Kofferraum verlangt nach Füllung) wurde mir die Zeit knapp, lange genug die hiesige Stadtbücherei zu durchstreifen. Daher waren diesmal nur wenige Leihbücher an Bord. Zu nennen wären hiervon nur zwei:
Lisa Genova (immer ein Tipp): Ein guter Tag zum Leben
Hier ging es diesmal um die noch nicht allzu bekannte Huntington-Krankheit. Sie tritt erst im „besten Alter“ auf, führt unweigerlich zum Tod. Sie vererbt sich zu 50% und ist dennoch selten. Einerseits ist das ein Glück. Andererseits bleibt sie dadurch aber auch „nicht heilbar“, denn die Pharmafirmen sehen wenig Grund, hier zu forschen. Das Buch ist ein Knüller!
Auch Bernard Cornwell gehört zu den Lieblingsautoren. Der neueste Titel zu seiner Uhtred-Saga lautet: Der leere Thron
Protagonist ist ein Mann, der einst von den Wikingern aufgezogen wurde und doch sein Leben damit zubringt, gegen sie zu kämpfen – für ein vereintes Aengeland! Seine allzu menschlichen Schwächen, Trägheit, Heldenmut, eigene Hinterlist und das Verraten-Werden machen ihn dabei sehr sympathisch, wahren das menschliche Maß.
Ich kenne keine bessere Serie und spinxte hier gerne mal nach Kampfszenen. Die sind nicht gerade mein Schwerpunkt – und niemand beherrscht sie so souverän wie dieser Autor. Ganz zu Recht urteilte hier der Observer: „Wie Game of Thrones – nur in Echt“
Damit die Büchertasche auch voll wurde, bediente ich mich an den eigenen Regalen.
Nur Throne of Glass 3: Erbin des Feuers (Sarah J. Maas)
kann dabei als neu gelten. Ich weiß, es ist Mädchenzeug – andererseits aber spannend und gut gemacht. Wieder einmal gelang es der Autorin, meine Standards zu bedienen. Darum werde ich mir die Folgebände auch kaufen – und das ist ein solides Kompliment, denn für jedes neue Buch in meinem Arbeitszimmer muss ein altes gehen. Dazu später mehr.
Charles Coleman Finlays Fantasybuch „Der verlorene Troll“
erschien bereits 2007 bei Klett-Cotta. Ich verfasste dazu eine begeisterte Rezi – sie aber ist mir durch einen Speicherfehler verloren gegangen. Nicht schlimm – eigentlich halte ich wenig vom Archivieren. Es kann nicht alles überdauern – wo sollte sonst das Neue hin? Hier nur soviel: auch beim Wiederlesen gefiel die Geschichte außerordentlich – und sie beruht auf originellen Grundgedanken. Traut euch dran!
Hier nun ein Einschub über meine allgemeinen Lesegewohnheiten.
Also, Leute – bei mir zuhause gibt es keine RUB (Regale ungelesener Bücher), keinen SUEB (ungelesene E-Books) … selbst der SURB (Stapel mit Rezi-Lektüre) wird zügig abgearbeitet. Und meine VAB (vage angedachten Bücher) finden sich sorgfältig in einem Ordner sortiert, den ich mindestens einmal im Jahr mit meinem Dealer von der Stadtbibliothek durchgehe. Soweit möglich, ordere ich die Titel dann per Fernleihe. Manche, die mich länger reizen, kaufe ich sogar. Behalten wird nur, was gefiel. Bei mindestens 200 Bänden im Jahr würde es sonst das Arbeitszimmer sprengen.
Fast komme ich mir schon wie ein Freak vor – aber Lesen ist für mich die vollkommene Entspannung, gleich nach dem Schlafen. Ich kann es selbst als Beifahrer (am Steuer wäre ja schlecht) und im Garten, am liebsten aber ist mir dafür mein Sofa „Lümmelwiese“.
Um also im Urlaub nicht zu darben, griff ich großzügig in das Regal mit den Resten (sie sind beträchtlich, wurden nun aber weiter abgebaut) der „Bibliothek der phantastischen Abenteuer“ des Fischer Verlages aus den 90ern. Auch hier war das Wiederlesen ein Vergnügen. Trotzdem möchte ich nur zwei hervorheben.
T.H. White „Schloß Malplaquet oder Liliput im Exil“
Dieses schnurrige Abenteuer gefiel mir weit besser als das Hauptwerk des Meisters. Seinerzeit las ich auch seine Adaption der Artussage (dafür ist er eigentlich bekannt), verwarf diese aber als uncharmant. Freunde des Autors sollten unbedingt auch zu folgender Neuerscheinung greifen: „H wie Habicht“ von Helen Mcdonald
Eine Zeitreise ganz eigener Art unternehmen die Protagonisten von John Dickson Carr: Der Teufel in Samt
Gefiel mir außerordentlich. Und sicher gibt es das schon für die amazon-Versandgebühr und ein paar Groschen – lesen!
Anscheinend war das ein sehr ergiebiger Urlaub. Und so schön aufgeräumt.