Saskia de Coster
Wir und ich
Gebundene Ausgabe: 409 Seiten
- Verlag: Tropen; Auflage: 1 (19. März 2016)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3608501568
- ISBN-13: 978-3608501568
- Originaltitel: Wij en ik
Ganz wie ihre Protagonistin Sarah (diese brilliert allerdings „in Musik) scheint auch die 1976 geborene Autorin selbst eine Art Wunderkind zu sein. Bereits mit elf Jahren gewann sie einen landesweiten Schreibwettbewerb. Mit 14 folgte „Junior Journalist“. Folgerichtig studierte sie Germanische Sprachen an der Katholieke Universiteit Leuven und machte 1999 in Vancouver einen Master in Literaturwissenschaft. In diesem Stil ging es weiter. Ihr letzter Sieg war der Literaturpreis „Gouden Uil“ – und zwar für den vorliegenden Roman.
Vermutlich aber lässt es sich in einem kleinen Teich wie Belgien leicht ein großer Fisch sein – ich bin von dem Buch nicht sehr angetan. Auch euphorische Werbung tut dem Werk keinen Gefallen. Nach eine Anpreisung wie der folgenden habe ich etwas bedeutend Spritzigeres erwartet: „Die Mutter Neurotikerin aus altem Geldadel, der Vater ein Kontrollfreak, der Onkel Häftling auf Freigang, die Oma eine alte Ziegenhirtin – die Vandersandens sind so überspannt wie vermögend. Nur Einzelkind Sarah will raus aus dem goldenen Käfig. Ein herrlich ironischer Gesellschaftsroman über eine verkorkste Familie.“
Tatsächlich (man möge mir das Spoilern nachsehen) sterben Oma und Vater recht früh. Und dass sie davor für den Leser „leben“, etwas bewegen, habe ich keinesfalls empfunden. Die Mutter ist Putzteufel und Haustyrannin, der Onkel ist verantwortungslos – sie bleiben es bis zuletzt. Alle sind im Grunde reich und vollgefressen, selbst Sarah, trotz Diätwahn. Niemand entwickelt sich charakterlich, es sei denn, zum Lebensüberdruss. In eine solche Versammlung von unsympathischen Leuten bin ich schon lange nicht mehr geraten. Die Ironie suchte ich leider vergeblich.
Doch schreiben kann sie, unsere Saskia de Coster. Denn so oft ich das Buch aus der Hand legen wollte, zog sie mich zur nächsten Seite weiter. Blätterte ich vor, ging ich wieder zurück, bis alles durchgelesen war. Leider hat es keinen Spaß gemacht.