Terry Goodkind – Angelikas persönliche Gedanken
Und die habe ich mir wirklich gemacht, liebe Leser. Denn eigentlich bin ich kein Fan von ihm. Der einzige Vielschreiber, der jemals zu mir durchgedrungen ist, war Terry Pratchett. Und selbst diesen habe ich verflucht, wenn wieder einmal ein schwaches, möglicherweise zu früh veröffentlichtes, Buch mir den Zauber gründlich verdarb. Mittlerweile wurde auch auf diesem Regal gründlich aufgeräumt.
Endlose Reihen mag ich nicht, ebenso wenig, wie ich mit dem ewigen Leben kokettiere. Irgendwann kommt zwangsläufig der „Boahh – mach ein Ende!“-Punkt. Mit Terry Goodkind erreichte ich diesen um das Jahr 2000 herum. Nach Lektüre des 10. Bandes (es muss wohl „Die Seele des Feuers“ gewesen sein) hatte ich die Nase voll und verkloppte diesen mitsamt den Vorläufern 1-9 antiquarisch. Anders als bei Terry Pratchett machte ich seitdem einen Bogen um den Autor.
Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich ihm 1995 genug verfiel, um mir die Bücher tatsächlich zu kaufen. Dabei gehöre ich zu den geizigen Konsumenten. Doch eine Weile lang faszinierte mich seine grausame, ungerechte, so düstere wie vollgestopfte Welt ausreichend, um bei der Stange zu bleiben. Dann habe vermutlich – wie es mir immer wieder geschieht – Besseres gelesen.
Richtig, diese Beschreibung stammt aus dem Artikel von Thomas Klingenmaier, der am 18.09.2020 in der Stuttgarter Zeitung erschien – eine Lektüre, die ich nur dringend empfehlen kann. Wenn man ihn mit Donald Trump vergleichen kann, wird Terry Goodkind wohl kein netter Mensch gewesen sein.
Mir ist das weitgehend egal. Ich beurteile Autoren nach ihren Schriften, nicht nach ihrem Leben. Und in irgendeinem der Bände 1-8 gelang Terry Goodkind eine in meinen Augen unsterbliche Szene: Richard Cypher schleicht sich, als Sklave getarnt, ins Machtzentrum des Ober-Motzi-Bösewichtes Darken Rahl … In dessen Katakomben muss er den mit weißen Rosen geschmückten Schrein von Daddy Rahl sauber halten. Und wehe, ein weißes Blütenblatt fällt darauf … Rübe ab!
Klasse! Und ich erinnere mich noch zwanzig Jahre später daran.
Also doch: ein großer Autor, wie wir alle behaftet mit Stärken und Schwächen. Ein Marathonmann, der 25 Millionen Bücher verkauft hat. 1948 geboren, traf er im Jahr 2020 auf Gevatter Tod. Welcher ihm mit vermutlich marmorsteinschwerer Stimme verkündete: „Boahh – komm zum Ende! Niemand will noch ein Wort von dieser Geschichte hören!“