TAD WILLIAMS
Die dunklen Gassen des Himmels
(Bobby Dollar 1)
Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
- Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1., Aufl. (24. Juli 2013)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3608938346
- ISBN-13: 978-3608938340
- Originaltitel: The Dirty Streets of Heaven
Preis: 22,95 €
Eine Neuerscheinung, die mir 2012 ganz besonders viel Freude machte. Ich konsumierte sie nicht nur als frische, freche, rundum gelungene Geschichte, sondern nahm sie auch zum Zeichen, dass der Altmeister noch nicht ausgebrannt ist. In den letzten Jahren bekam man von ihm hierorts ja nur etwas über die „Tinkerfarm“ zu lesen… höchst durchschnittliche Jugendliteratur, meiner „bescheidenen“ Meinung nach.
Mit den Erzählungen des schrägen Engels Bobby Dollar hingegegen macht Williams für die Fantasy, was Humphrey Bogart für den Film noir unternahm: er tönt sie „dark“ und dies vom Feinsten. Nicht zu Unrecht spricht der Originaltitel schließlich von den „dreckigen“ Gassen des Himmels.
Offensichtlich geht dort wirklich „die Post ab“… wovon man um so lieber hört, weil es dem Autor gut gelingt, übliche „Religionsempfindlichkeiten“ zu umschiffen. Nein, „Anwalts“-Engel Bobby Dollar – sowohl dem Trunk, Frauen und dem Opportunismus äußerst zugeneigt -, weiß wirklich nicht, wie Buddhisten oder Moslems ihren Tod erleben. Und den „Höchsten“ hat er noch nie getroffen, danke auch. Der Körper ist nur geliehen, an sein früheres Leben erinnert er sich nicht. Die Kundschaft rekrutiert sich aus den paar Straßen der quasi amerikanischen Stadt „San Judas“, für die er zuständig ist, und damit basta… Atheisten gehören allerdings durchaus dazu, machen nicht selten gewaltigen Ärger.
Doch plötzlich verschwinden Seelen – und Himmel und Hölle geraten in Aufruhr. Köstlich!
Happy Hour in der Hölle – Bobby Dollar 2
Gebundene Ausgabe: 565 Seiten
- Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1., Aufl. (23. August 2014)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3608938338
- ISBN-13: 978-3608938333
2012 begann mein designierter Lieblingsautor mit einer neuen Serie – über die „dreckigen“ Seiten des Himmels und den abgefuckten Anwaltsengel Bobby Dollar. Mir gefiel Teil 1 recht gut, doch ansonsten waren die Kritiken dazu reichlich gemischt. Kaum auszudenken, was der gute Tad nun über die Fortsetzung zu hören kriegen wird… denn selbst ich, ausgemachter Fan des Autors, hatte da so meine Schwierigkeiten.
Zum ersten sind die philosophischer Natur. In Teil 1 bleib Williams noch angenehm schwammig, was sein religiöses Weltbild betrifft. In der Fortsetzung allerdings wälzt er sich förmlich in fundamentalistisch-christlicher Sülze – typisch amerikanisch? Ich persönlich finde das verfehlt – und halte mich in den Welten von Hieronimus Bosch äußerst ungern auf.
All diese Schilderungen ewiger Verdammnis – wegen Peanuts, meist und über hunderte von Seiten – stießen mich nur ab. Und diese heiße Liebe zur „Gräfin von Coldhands“ kommt bei mir nur bescheuert ´rüber.
Auch wenn ich es vermutlich nie wieder zur Hand nehmen werde, war mir – davon abgesehen – die Lektüre keine Plage und ich folgte den Irrungen und Wirrungen sehr gespannt und, wie gewohnt, in hohem Lesetempo. Und ja, ich bin immer noch interessiert, wie es mit „Engel 07“ so weitergehen wird. Ganz sicher jedoch war Bobby Dollar in seinem letzten Leben Philip Marlowe – um dies zu konstatieren, muss mensch echt kein „Rinpoche“ * sein.
* (Der Titel ist hauptsächlich im tibetischen Buddhismus für als Wiedergeburt eines früheren Meisters anerkannte Personen gebräuchlich, aber auch Äbten und Lehrern, die in diesem Leben besondere Weisheit erlangt haben, kann dieser Titel verliehen worden sein.)