Stuart Turton – DER TOD UND DAS DUNKLE MEER

Stuart Turton

DER TOD UND DAS DUNKLE MEER

The Devil and the dark Water“, 2020

Klett-Cotta, Stuttgart, 2021, Hardcover, 608 Seiten, Übersetzer Dorothee Merkel

ISBN 978-3608504910

Was ist dieser Autor nur für ein Teufelskerl! 1980 in UK geboren, verdiente er sich seine Sporen als Reiseschriftsteller in Shanghai und Dubai – nur um 2019 ganz Amerika mit seinem Erstlingsroman zu verblüffen. „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ wurde in 28 Sprachen übersetzt, gewann zahlreiche Preise und verkaufte sich allein in Stuart Turtons Geburtsland 200.000 mal.

Hier bei uns erkannte Klett-Cotta das Potential eines Buches, welches sich wahlweise als Krimi-Mystery oder SF-Parallelwelt-Roman lesen ließ.

Auch mich hatte die Lektüre restlos begeistert und so griff ich beim Nachfolgeband bedenkenlos zu. Doch sobald das Buch auf dem Regal angekommen war, traute ich mich kaum, zu lesen, aus Angst, nun enttäuscht zu werden. Zur allgemeinen Beruhigung: dies ist keinesfalls passiert, obwohl Stuart Turton alle meine Erwartungen ad Absurdum führte. Deshalb nenne ich ihn nun ein verdammtes Genie.

Im launigen Anhang („Sei gegrüßt, lieber Freund“ – unbedingt lesen!) macht er sich Sorgen um seine historische Ungenauigkeit. Zum Glück bin ich eine Leserin, die auf Detailverliebtheit pfeifft. Stuart Turtons 1634 ist mir recht, so wie er es gestaltet. Sowohl die menschlichen Abgründe wie auch die Meere sind tief genug. Das Blut ist rot und klumpt sehr realistisch, die Flammen sengen. Und mehr als den auf Vor- und Rückblatt skizzierten Ostindienfahrer benötigte ich auch nicht für die Reise. Schließlich kann ich jederzeit hingehen und „Hornblower“ lesen, wenn ich es möchte. Auch Hilary Mantel (ihr letztes Buch war wirklich schlecht) und Patrick Who-the-fuck O´Brien.

Sieben Schiffe auf dem Weg von Indonesien nach Amsterdam. Eine dunkle Prophezeiung und ein Detektiv, der selbst Gefangener ist. Samuel Pipps und Arent Hayes stehen vor dem Fall ihres Lebens, denn der Teufel ist mit an Bord. Aberglaube, Hexenjagd, Machtgier, verrät der Verlag.

Samuel Pipps und Arent Hayes – die beiden darf man sich sehr wohl vorstellen wie Sherlock Holmes und den getreuen Watson auf der Höhe ihrer Popularität. Wobei Phipps gleichzeitig Moriarty in sich trägt, dies darf man wohl verraten. Und dass es nägelkauend spannend wird, bis auf die letzten Seiten. Dabei mangelt es nicht an gut gezeichneten, zeitgemäß agierenden weiblichen Protagonisten.

Es hat mir ausgezeichnet gefallen!