Laura Cwiertnia: Auf der Straße heißen wir anders

Laura Cwiertnia

Auf der Straße heißen wir anders

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  • Herausgeber ‏ : ‎ Klett-Cotta; 1. Auflage 2022 (19. Februar 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 240 Seiten
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608981988

Noch viel zu wenige Romane thematisieren die Leiden des armenischen Volkes. Da ist es besonders schade, dass mich der vorliegende Text so wenig berührte.

Die Autorin Laura Cwiertnia, 1987 als Tochter eines armenischen Vaters und einer deutschen Mutter in Bremen geboren, ist stellvertretende Ressortleiterin bei der ZEIT. »Auf der Straße heißen wir anders« ist ihr literarisches Debüt. Offensichtlich hat sie ihre eigene Stimme noch nicht gefunden, denn weder ihrer Protagonistin Karla, noch Vater Avi oder Großmutter Armine gelang es, zu mir durchzudringen.

Fast schäme ich mich dafür. Denn natürlich ist es wichtig zu wissen, dass viele Armenier in der Welle der Gastarbeiter als sogenannte Türken bei uns heimisch geworden sind. Um nicht aufzufallen, verbergen sie heute noch ihr uraltes Christentum und verballhornen ihre Nachnamen. Und sicherlich ist es an der Zeit, dass sie ihre Stimme erheben, die Geschichten erzählen.

Cwiertnias Text empfinde ich leider als bestenfalls gemurmelt. Mir will dazu wenig Vernünftiges einfallen. Ich weiche aus auf Schlaglichter zur Geschichte Armeniens.

Im Grunde begann diese bereits mit einem falschen Namen. Das einstige Königreich Uratu erlangte 765-733 v. Ch. seine größte Ausdehnung unter Saduri II. Es folgte der Ärger mit den Assyrern.

Ab etwa 546–331 v. Chr. wurde das Land von den Persern beherrscht, die inzwischen die Meder verdrängt und deren Reich übernommen hatten, ja es sogar zum ersten Weltreich ausbauten, das von Kleinasien bis nach Indien reichte. Die Provinz Armenien kam als Teil der Großsatrapie Medien an die Perser. Armenien, wie es nunmehr hieß, wurde in Ost- und Westarmenien aufgeteilt, wobei der Ostteil die Oberherrschaft über den Westen hatte.

334 v. Chr. kam der große Alexander. Nach ihm begann das Seleukidenreich. Erst im Jahre 188 . Chr. hören wir vom nächsten armenischen König: Ataxias I. und seine Nachkommen.

95 bis 55 v. Chr. erreichte ihre Macht den Höhepunkt. Tigranes der Große beherrschte Syrien – was den Römern so gar nicht gefiel. In der Folge wurde das Land zum Zankball zwischen Römern und Parthern. Gemütlich war dies sicher nicht; doch liegt hier die Wurzel zum griechisch-römischen Einfluss auf die Kultur.

451 begann ein blutiger Glaubenskrieg. Dreißig Jahre später hatte sich das Christentum allgemein durchgesetzt. Doch kaum war Zarathustra besiegt, probierten es die Muslim zum erstenmal. Und es blieb schwierig …

1828 kam der östliche Teil Armeniens unter russische Herrschaft.

In den Jahren 1894–1896 veranlasste die osmanische Regierung mehrere Massaker der armenischen Bevölkerung, denen 80.000 bis 300.000 Bewohner zum Opfer fielen.

Der nächste Völkermord startete gleich 1915 mit allen bekannten Greueln – und wird heute noch geleugnet.

Am 21. September 1991 erklärte sich Armenien von der sich in Auflösung befindlichen Sowjetunion für unabhängig.