„Landnahme“ von Jott Fuchs – Rezension von Frank Mause, Helser Weg 18,
D-34454 Bad Arolsen, August 2017
Rezension zum finalen vierten Band der „Elektron-Saga“ „Landnahme“ von Jott Fuchs
Gesamturteil: gut! Das Buch hebt sich vom literarischen Mainstream ab. Trotzdem oder deshalb kommen besonders aber nicht ausschließlich Freunde von Fantasy und Steam-Punk auf ihre Kosten. Wer allerdings mit einer Prise Magie, reichlich Fantasie und Alternativwelten im mittelalterlichen Stil weniger anfangen kann, sollte unvoreingenommen daran gehen und Neugier mitbringen. Der epische Schreibstil kommt insbesondere Fans fantastischer Bücher traditionell entgegen, kleinere Schwächen trüben die Lesefreude nur unwesentlich: Die Geschichte liest sich flüssig und entfaltet Atmosphäre. Sie spielt in einer originellen, wenn auch dystopisch-düsteren Welt der Zukunft, geradezu liebevoll und bis ins Detail bildreich gezeichnet. Sie beschreibt, wie ungeachtet der Umgebung und des Zeitalters allzu menschliche Eigenschaften wie Machthunger, Geldgier, Neid und/oder Hass, aber auch Liebe, Gerechtigkeitssinn, Mitleid und Menschenfreundlichkeit unsere Handlungen bestimmen.
Vorbemerkung: Die Autorin Angelika Herzog bat mich um eine Rezension ihres letzten, gerade erschienen Werkes, dass eine vierbändige Reihe abschließt. Die vorangegangenen Bände habe ich nicht gelesen. Insofern bezieht sich die Kritik ausschließlich auf den letzten Band. Das Buch ist aber so aufgebaut, dass sich „Seiteneinsteiger“ auch ohne Kenntnis dieser Bücher einlesen können! Hinweis: Unter dem Titel „Landnahme“ gibt es noch ein Buch von Christoph Hein aus dem Jahr 2004 (Suhrkamp Verlag). Hier geht es um die Geschichte eines schlesischen Auswanderers in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa bis zur Wiedervereinigung.
„Landnahme“ von Jott Fuchs – Rezension von www.frankmause.de, August 2017
Das Autorenduo: Laut eigenem Internetauftritt https://jottfuchs.de/jott-fuchs/ steht hinter dem Pseudonym Jott Fuchs das Gespann Angelika Herzog (1954) und Michael Herzog (1978). Weiter heißt es dort, dass Angelika Herzog in Recklinghausen eine Lehre zur kaufmännischen Angestellten absolvierte und im Laufe ihres Berufslebens die Liebe zur fantastischen Literatur entdeckte. Michael Herzog studierte Marketingkommunikation in Düsseldorf und war viele Jahre in der Unternehmenskommunikation eines bundesweit tätigen Unternehmens tätig. Das Duo lebt und arbeitet im „Schmelztiegel“ Ruhrgebiet.
Das Genre: Das Buch ist der Fantasy zu zuordnen, auch wenn es klassische Science-Fiction Elemente wie Raumschiffe enthält. Magie, ein sicherlich unverzichtbares Merkmal von Fantasy, wird eher sparsam eingesetzt und das wohltuender Weise ohne ausschweifende Ritualbeschreibungen oder förmlichen „Hokuspokus“: Das passt gut zum erzählerischen Schreibstil. In der Story geht es meist um bescheidene Magie, wie zum Beispiel um „Telekommunikationszauber“ via Glaskugel, Vorgaukeleien, Magie zur Lenkung von Menschen, Prophezeiungen. Das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf den Eigenschaften der sagenhaften „Pioniere“ mit dem Fehlen der Alterung, Kinderlosigkeit und enormen Selbstheilungskräften des Körpers. Etwas was auch in eher klassischen SF-Geschichten vorkommt – und sogar einige Pioniere zweifeln an der Wirksamkeit der Magie.
Der Titel: „Landnahme“ beschreibt sehr schön in einem knappen Wort, worum es in der Geschichte hauptsächlich geht: Die als „Pioniere“ bezeichneten quasi unsterblichen Wiederkehrer nehmen unter dem Führungsanspruch von Thomas Stuart die Erde Stück für Stück in Besitz, um sie nach ihren Vorstellungen zu formen. Es ist ein wenig wie das literarische Pendant zum Gesellschaftsspiel „Risiko“, bei dem die Spieler allmählich aber auch von Rückschlägen zurückgeworfen die Welt erobern.
Das Buch: Der letzte Band ist wie seine Vorgänger über den allgegenwärtigen Internetriesen Amazon erhältlich.
Als Taschenbuchausgabe mit 368 Seiten im Format 13,3 x 2,1 x 20,3 cm kostet der Roman 12,83 € (ISBN: 9781548761882, 1. Auflage vom Juli 2017 bei der „CreateSpace Independent Publishing Platform“, dem Selbstverlag von Amazon). Es ist als E-Book nur im Kindle-Format für 3,91 € erhältlich.
Die Vorgängerbände: Die ersten drei Bände „Zeitenwende“, „Interregnum“ und „Feuerschmiede“ wurden von mir (noch) nicht gelesen. Sie werden in einer zehnseitigen Rückschau zu Beginn des Romans erläutert. Für meinen Geschmack etwas zu ausführlich und fast verwirrend, werden doch Dinge erläutert, die für die Handlung im letzten Teil nicht zwingend wesentlich waren. Der Übertitel der Roman-Reihe „Elektron-Saga“ wird inhaltlich im finalen Band nur am Rande gestreift. Was es mit dem „Elektron“ genau auf sich hat, erfährt der Leser des vierten Bandes nicht; es wird vermutlich vorher behandelt. Es bleibt bei Hinweisen, dass es für die Entwicklung von Technik mit „kaltem Eisen“ notwendig ist und wie ein Staffelstab gegenwärtig von unserem Stern an ein anderes Sonnensystem weitergereicht worden ist. Das bedeutet, dass sich die Erde nach dem Rückfall ins Mittelalter technologisch nicht wieder entwickeln kann. Ausgesprochen passend ist wieder der kategorisierende Titelteil „Saga“, das dem erzählerischen Stil entspricht.