Feuer der Leere
Pieper Verlag GmbH, München
20.03.2017, 495 S., Paperback
ISBN 978-3492704397
Bernd Otto Robker, 1972 geboren, ist Diplom-Wirtschaftsinformatiker und Schriftsteller. Ich kenne ihn seit langem durch das Fandom; einst beteiligte er sich sogar an dem Egozin FAN, eines der altehrwürdigsten Medien. Auch präsent im SFN (Science-Fiction Net), organisiert er unter anderem das Perry-Rhodan-Spektakel Colonia Con.
Privat ist er äußerst unterhaltsam. Wenn seine Fantasy-Titel mir weit weniger liegen, verschmerze ich das als Geschmackssache. Denn eines beherrscht er meisterlich: und zwar die Vermarktung. 2017 kehrte er zur SF zurück, veröffentlichte – Hut ab – bei Piper. Eine Freundin machte mich darauf aufmerksam. Ich besorgte mir den Titel, las ihn, um vorzugreifen, mit Genuss. Doch zunächst fordert Rezensentenehre, mich weiter zu beklagen.
>>Meisterhafte SF für alle Fans von >Der Wüstenplanet<!<< So prangt es auf dem Klappentext – als Steilvorlage. Denn >>Dune<< wurde 12 Millionen Mal verkauft, doch das ist etwas länger her. Die ursprünglich 6-bändige Reihe erschien zwischen 1965 – 1985. Leichtes Lesefutter war sie nie. Unter den Lebenden besser bekannt ist sicher die Verfilmung, denn sie liegt nur eine Generation zurück. Klug genug, Frank Herberts Tiefsinn nicht einmal anzustreben, lieh sich Bernd Robker dort nur ein paar Farben. Der leicht gruselige Protagonist Ugrôn (doch die Frauen stehen auf ihn!) soll hier wohl an den >>Kwisatz Haderach<< anknüfen, Herberts durch Zuchtauswahl angestrebten Erlöser. Für mich die einzige Spur, die auf >>Dune<< verweist, und sie ist arg dünn.
Nun ist es so: jeder Autor sollte seine Klassiker lesen. Bernd hat dies, gut für ihn, auch gemacht. Folgerichtig enthält sein Text dazu etliche Anspielungen. Dagegen ist nichts zu sagen. Mir machte es sogar Spaß, sie zu entdecken. Aus Marketinggründen >>Dune<< hervorzustreichen, geht jedoch nach hinten los. Der Handlungsfaden von >>Feuer der Leere<< hat damit kaum etwas zu tun.
Gleich zu Anfang versetzt mir Bernd Robker (aka Robert Corvus, aka Bernhard Craw) einen Riesenschreck. Seine Erde wurde ausgerechnet von einer chlor-atmenden Spezies (im Nachgang beim Hau-Drauf auch gerne >>Giftatmer<< genannt) vernichtet. Womit haben wir die bloß verärgert? Wir teilen uns keinerlei Ressourcen! Auch halte ich es für äußerst unpraktisch, Leute zu versklaven, die ständig teuren Sauerstoff verschlingen. Wo bleibt da der Spaß (Kosten/Nutzen-Verhältnis) für den Halter? Doch da es um die fiesen Giats gottlob nur sehr am Rande geht, ließen sie sich leicht ausblenden, eben wie so manch ärgerliche Frauenfigur (Kara mit dem Düsenkleid!).
Große Freude machte mir die Vielfalt des Schwarmes (23 Generationenschiffe), die seit längerem die neue Heimat der Menschheit bilden. Die BARRAKUDA hat im ersten Teil der Saga leider keine Handlung; dabei bin ich ein ausgesprochener Fan von Gisbert Haefs. Dank seiner Militärhierarchie könnte das gute Schiff MARLIN glatt von James T. Kirk kommandiert werden. Statt dessen ist es Admiralin Egron (nicht mit Ugrôn zu verwechseln) – Junge, hat die Gute einen Ladestock verschluckt.
Die ESOX (lateinisch für >>Hecht<<) nutzt ihre zweite Chance. Denn sie hat eher die Borg als Vorbild und wurde bereits vom Rest der Flotte abgestraft, und zwar mit einem Massaker an der kaum noch menschlichen Besatzung. Held Egron (nicht mit Ugrôn zu verwechseln) ist seitdem arg traumatisiert. Andere organisieren sich wissenschaftlich oder nach dem indischen Kastensystem, nicht zu vergessen die Pazifisten.
So richtig aus dem Rahmen fällt lediglich die SQUID. Denn hier haben wir mal ein richtig menschenfreundliches, 3 km langes Alien vor uns. Das transportiert nicht nur freiwillig Besatzung, erzeugt für sie Schwerkraft, sondern lässt sich auch noch Bewaffnung in den Körper einbauen. MUTTER allerdings, wie es sich gerne nennen lässt, hat einen Hang zur Religion. Dieser Strang der Erzählung ist wirklich originell. Bernd läuft hier zur Hochform auf. Gut gefielen mir auch die Geschehnisse rund um die Cochader, inklusive des Planeten. Sie führen uns schnurstracks zur bereits erschienenen Fortsetzung >>Das Imago-Projekt<<.
Ich habe mir den Titel auf die Bücherliste gesetzt, denn alles in allem macht mir Bernd Robkers SF wirklich Spaß. Es muss ja nicht immer der >>Wüstenplanet<< sein.