Michael J. Sullivan: DAS VERSCHWINDEN DER WINTERTOCHTER

Michael J. Sullivan

DAS VERSCHWINDEN DER WINTERTOCHTER

Die Riyria-Chroniken 4

The Disapperance of Winter´s Daughter, 2017

Klett-Cotta Stuttgart, März 2022, 462 S., Softcover

ISBN 978-3-608-98216-9

Wieder ein Kandidat, von dem ich viel zu viele Bücher bereits besprochen habe. Darum kann ich keine Zeilen schinden, um seine Vita vor den erstaunten Lesern auszubreiten – schade drum. Erlaubt sei der Hinweis, dass er sein Handwerk wirklich versteht – das meiste aus seinen aktuell drei Reihen ist doch überaus lesbar, wenn nicht kurzweilig.

Dieses Buch gehört zur Vorgeschichte der Diebesbande um Royce Melborn und Hadrian Blackwater. Wieder einmal merkt man, wie viel Freude es Sullivan bereitet, sein Garn zu spinnen. Beide Charaktere wurden inzwischen deutlicher ausgearbeitet, als noch in den „Riyria Revelations“. Royce ist der gefühlsarme Soziopath – was freilich auch an seinem Elbenblut liegen kann; Hadrian ein sonniges Kerlchen, mit unverschämt viel Glück. Damit kommt er dem Typus des „edlen Ritters und reinem Narren“ (Hamlet, Parzival, usw.) nahe. Man denke auch an die entsprechende Tarotkarte.

Diesmal haben sie einen wirklich lukrativen Auftrag vor sich: sie sollen eine ganze Stadt terrorisieren, mit Morden in Angst und Schrecken versetzen. Winter, der verbitterte Whiskyhändler, glaubt nämlich, dass seine Tochter von einem adligen Mitgiftjäger, dem Herzog von Rochelle, umgebracht wurde.

Rochelle entpuppt sich als finstere alte Metropole mit beeindruckender Architektur. Und auch ohne Mitwirkung von Riyria ist hier bereits der Teufel los. Jeden Tag finden sich in den Straßen die Leichen von Passanten mit abgekautem Gesicht, tote Kinder, denen man das Herz geraubt hat. Trotzdem glaubt Hadrian, dass die Wintertochter noch lebt …

Im Staat ist so einiges faul: Fremdenhass überall. Die Zwerge werden unterdrückt. Die dunkelhäutigen Calier werden unterdrückt. Und die Mir, nicht mehr allzu reine Nachkommen der Elben, will man überhaupt nicht mehr leben lassen. Sie dürfen nicht in Häusern übernachten, keine Geschäfte machen, nicht einmal Wasser aus den Brunnen schöpfen. Dabei war Rochelle einst ihre Stadt … Dem entsprechend brodelt es. Tatsächlich lässt die Revolution nicht lange auf sich warten – Royce und Hadrian mitten drin.