Michael J. Sullivan
DAS GEHEIMNIS DER DORNIGEN ROSE
Die Ryria-Chroniken 2
(The Rose and the Thorn, Book two of the Ryria Chronicles, 2014)
Klett-Cotta, Stuttgard, Mai 2022, S. 429, Softcover
Übersetzer Wolfram Ströle
ISBN-13 : 978-3608982145
Michael J. Sullivan ist der Meister. 1961 in Detroit geboren, schreibt er seit 1979 Fantasyromane. Diese wollte niemand, wer kennt das nicht, verlegen und so brachte er 2008 seine legendären «Ryria Revelations» im Selbstverlag heraus, sehr zum Entsetzen der damaligen Missus.
Doch wie wir alle wissen, ging das Ding durch die Decke. Mittlerweile darf man Michael J. Sullivan in einem Atemzug mit Tad Williams nennen. Und ganz im Gegensatz zu ihm, sind alle seine Bücher (selbst sein SF «Zeitfuge») uneingeschränkt lesbar. Offensichtlich hat der lange Weg zum Erfolg seinen Charakter gestärkt und er gibt sich beim Verfassen tatsächlich Mühe. Tatsächlich scheint er auch immer noch an der seinerzeit erdachten Welt (Apeladorn, die Menschenlande, bestehend aus den vier Nationen Trent, Avryn, Delgos und Calis) zu hängen und arbeitet sie so liebevoll wie gewinnträchtig weiter aus.
2012 im Original, 2016 in der Übersetzung erschien der letzte Band der «Ryria Revelations» (Ridan Publishing bzw. Klett-Cotta). Autor und Verleger (Orbit bzw. Klett-Cotta) machten sich mit den «Ryria-Chroniken» an die Resteverwertung – tatsächlich in der gewohnten Qualität. Doch bevor ich mich vorliegenden Band, Teil 2 widme, empfehle ich dem geneigten Leser noch die Vorgeschichte zu beiden Reihen.
In «The Legend of the First Empire» bürstet er seine eigene Saga gegen den Strich. Ebenso respektlos wie mit feinsinnigem Humor begabt, verrät er uns, was damals wirklich geschah, als sich die Menschenwelt über die Elben erhob – und ob Novron tatsächlich zum Helden taugte. Muss man gelesen haben! Bislang wurden vom Autor 6 Bände verfasst, vier davon sind übersetzt erschienen (Knaur).
Doch zurück zur Resterampe. Als Ryria-Fan sollte man unbedingt auch die «Chronicles» besitzen. Michael J. Sullivan ist ein so genialer Erzähler, er findet seitlich des Hauptstranges immer noch eine Schnurre, die den Leser fesselt. Leider aber (ich hätte mir sonst sehr viel weniger Arbeit machen müssen) ist der Klappentext zu «The Rose and the Thorn» nur Geschwafel. Bei Gwen handelt es sich keinesfalls um eine Hauptperson, sie ist und bleibt Staffage, um die Persönlichkeitsentwicklung der handelnden Helden Royce und Hadrian zu befördern. Die «Chroniken» sind nicht mehr und nicht weniger als die Entstehungsgeschichte von Ryria und das ist auch gut so.
Ansonsten kann man aber guten Gewissens seinen gesamten Freundeskreis dazu veranlassen, Ausflüge in die Welt Elan zu unternehmen. Diebes- oder Söldner-Fantasy boomt ja momentan. Doch trotz aller seiner Nachahmer sind Michael J. Sullivans Fantasien immer noch die besten – eben das Original!