Kevin Hearne, TINTE UND SIEGEL

Kevin Hearn

TINTE UND SIEGEL

Die Chronik des Siegelmachers 1

Ink & Sigil, 2020

Klett-Cotta, Stuttgart, 20.02.2021, Softcover, 378 S., Friedrich Mader

Die Daumen hoch für Kevin Hearne! 1970 geboren, hat er zehn Jahre lang treu und brav jedes Jahr seinen eisernen Druiden  Siodhachan Ó Suileabháin, genannt Atticus O’Sullivan, quer über die Erde und durch jedwedes göttliche Pantheon gehetzt. Nicht immer fiel es mir leicht, ihn dabei zu begleiten und das Interesse zu wahren. Ich bin eigentlich keine Reihenleserin und so hätte ich gerne auf so manche Umleitung verzichtet. Vier Bände, finde ich, sind für jedwede Geschichte lang genug, besser nur drei … Trotzdem blieb ich mehr oder weniger bei der Stange, denn Kevin Hearne ist witzig, verströmt menschliche Wärme.

Dies ist nun der erste Band einer neuen Serie. Und ich hätte mit vielem gerechnet, nicht aber, dass sich der Autor übertrifft. Der neue Held besitzt weder das ewige Leben noch die dazugehörige Jugendfrische. Und schon dies macht ihn für mich interessanter als Atticus. Stattdessen hat Al MacBharrais einen wunderschönen Schnurrbart, versteht sich nicht nur darauf, Zaubertinte zuzubereiten, sondern mixt auch kongeniale Cocktails (ein verwandtes Gebiet, wenn ihr mich fragt). Seit langer Zeit plagt ihn der Fluch, sich mit seiner Umwelt nur elektronisch austauschen zu können. Denn jeder, welcher seine eigene Stimme vernimmt, beginnt ihn zu hassen, nicht vom ersten Wort an, doch irgendwann unausweichlich.

Zu Beginn der Handlung wird dem Siegelmagier klar, dass dies nicht die einzige Einschränkung darstellt: auch alle seine Schüler sterben nach einiger Zeit. Um den letzten scheint es allerdings nicht sonderlich schade zu sein. Auch wenn Feen nicht besonders nett sind – was wir alle spätestens seit Terry Pratchett wissen – sollten sie nicht zu Handelsobjekten herabgewürdigt werden.

Im übrigen bleibt Kevin Hearne in dem von ihm liebevoll ausgearbeiteten Druiden-Universum. Al MacBharrais trifft sogar Atticus bei einer Gelegenheit. Längen gibt es hier nicht, ich war von der ersten bis zur letzten Seite voll dabei – und erwarte freudig die Fortsetzung für 2022.