Andrus Kivirähk – Der Mann, der mit Schlangen sprach

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Andrus Kiviräh

Der Mann, der mit Schlangen sprach

Gebundene Ausgabe: 462 Seiten

Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1 (8. April 2017)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3608981071

ISBN-13: 978-3608981070

Originaltitel: Mees, kes teadis ussisõnu

Vorab: ich empfehle den vorliegende Titel uneingeschränkt. Bei Andrus Kivirähk, geboren 1970 in Tallinn, handelt es sich um eine Entdeckung. Leider jedoch empfinde ich den Klappentext als irreführend, so dass ich darauf verzichte, ihn zu zitieren, stattdessen folgt eine Portion >>Wikipedia<<.

Hier lernen wir, dass es sich bei Kivirähk: >> um einen der vielseitigsten, produktivsten und populärsten Gegenwartsautoren in Estland handelt. Er ist gleichermaßen aktiv als Kinderbuch- und Theaterautor wie auch als Prosaist und Kolumnist. Besonderes Markenzeichen sind sein spritziger Humor mit grotesken und satirischen Zügen bis hin zum Absurden, womit er bisweilen eine >>Dekonstruktion des nationalen Mythos<< erreicht. Bestes Beispiel hierfür ist sein Debüt >>Die Erinnerungen des Ivan Orav<< …

Durch die Verwendung von Motiven aus der estnischen Folklore erhält Kivirähks Prosa zudem eine phantastische Dimension. Dies ist besonders in seine beiden Erfolgsromanen >>Rehepapp<<  (Der Scheunenvogt, 2000) und >>Mees, kes teadis ussisõnu<< (Der Mann, der mit Schlangen sprach, 2007) der Fall. Dieser Roman war so erfolgreich, dass dazu sogar ein Gesellschaftsspiel entworfen wurde.

Trotzdem ist der Autor durch seine direkten Bezüge zur estnischen Geschichte nicht auf Estland beschränkt, sondern auch im Ausland erfolgreich, wie die Übersetzungen seiner Romane ins Deutsche, Englische, Finnische, Französische, Lettische, Norwegische, Russische, Tschechische und Ungarische zeigen.<<

Demnach haben wir also seit 2007 auf diesen ebenso humorvollen wie tief zu Herzen gehenden Geniestreich gewartet. Andererseits könnte ich mir gut vorstellen, dass Kivirähk mit seiner Geschichtsauffassung einer Menge Leute auf die Füße tritt.

Im Buch geht es um die Biografie des Mannes Leemet, welche sich – lassen wir mal sprechende Schlangen und den Nordlanddrachen außen vor – durchaus irgendwann und irgendwie so abgespielt haben könnte. Geborgen in Familie und Stamm, wächst er auf in einem Wald, welcher für sämtliche Bedürfnisse der Menschen aufkommt. Möglicherweise geht es ihnen sogar zu gut – gleichviel: die Zeiten ändern sich rasch. Mehr und mehr fällt die Sippe von Jägern und Sammlern auf die leeren Versprechungen der Zivilisation herein. (Hier in Form des Deutschritterordens, wenn ich mich nicht irre)

Von Anfang an erinnerten mich sowohl die Tragik als auch der deftige Humor in Kivirähks Geschichte an die Kalevala. Dies scheint kein Zufall, ist das Kalevala-Versmaß doch auch den Esten und anderen ostseefinnischen Völkern wohl bekannt. Im übrigen handelt es sich hierbei als 3000 Jahre alte Versdichtung, die im 19. Jahrhundert zusammengefasst und bearbeitet wurde. Leemets Story könnte hierzu ein Sequel bilden.

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