Maja Ilisch: Das gefälschte Siegel

Maja Ilisch

Das gefälschte Siegel

Die Neraval-Sage 1

Klett-Cotta, Stuttgard, 28.02.2019, 486 Seiten, Hardcover, ISBN-13: 978-3608960303

Da selbst ich diese Autorin bislang nicht auf dem Schirm hatte, hier ihre Biografie, wie sie vom rührigen Kaufmann AMAZON übermittelt wird: Maja Ilisch, geboren 1975 in Dortmund, arbeitet nach mehreren Stationen in Buchhandel, Verlags- und Bibliothekswesen heute als freie Autorin. Neben dem Schreiben betreibt sie das Fantasy-Autorenforum »Tintenzirkel«. Sie lebt mit ihrem Mann und mehr als zehntausend Büchern in einem alten Haus in der Nähe von Aachen. Mit der »Neraval-Sage« legt sie in der Hobbit Presse ihr High-Fantasy-Debüt vor.
Nach »Das Puppenzimmer« (dotbooks, 2013) und »Geigenzauber« (Carlsen impress, 2013, vergriffen) und »Die Spiegel von Kettlewood Hall« (2018, Knaur Taschenbuch) erscheint im Frühjahr 2019 bei Klett-Cotta »Das gefälschte Siegel«, der Auftakt der »Neraval Sage«.

Ja, ja – das ist genau der Punkt: diese zehntausend Bücher … Naturgemäß werfen sie ihren Schatten dergestalt, dass ich die Storyline der »Neraval Sage« eben nicht als »bahnbrechend neu« oder gar »umwerfend originell« betiteln kann. Selbst ohne den zehntausendjährigen Barden-Kanon zu bemühen, wurde so eine Geschichte schon oft erzählt: vom Sieg über den Erzdämon, Elbenmacht, nachlässigen Wächtern in einem Königreich, dessen Staub und Moder nur noch von reinem Machtwillen zusammen gehalten werden. Nehmen wir dazu noch die Queste des jüngsten Prinzen – welch ein klassisches Märchenmotiv!

Held Tymur ist allerdings der fünfte, nicht der dritte Königssohn. Leider weiß er sehr genau um seine Entbehrlichkeit. Wäre er eine Prinzessin, könnte man ihn für ein Bündnis vermarkten … dabei ist er noch nicht einmal heterosexuell, und dies in einem typisch mittelalterlichen Ambiente. Dazu ist er noch klug, charmant, an Altertumskunde äußerst interessiert und eine rechte Quasselstrippe. Als sich sein Verdacht hinsichtlich der in der Tiefe des eigenen Burgbergs gehüteten Schriftrolle bestätigt, stellt er sich eine Party zusammen und bricht auf ins ferne Nebelreich. Wie es im Klappentext heißt: »Wer hier verlorengeht, den wird man nicht vermissen«.

Zu den Gefährten gehören Kevron »die Kaltnadel« Florel, ein begnadeter Fälscher mit echten Suchtproblemen, Hang zur Faulheit, geschüttelt von Panikattacken. Enidin Adramel, die blutjunge, ehrgeizige Magierin, weiterhin der nur angeblich »steinerne« Wächter Lorcan.

Gut – die Geschichte hat man schon oft gehört. Doch zumindest ich kann von solchem Zeug gar nicht genug bekommen. Und die Autorin macht ihre Sache ausgezeichnet, erzählt getragen von echter Dramatik, dennoch mit einem fast pratchett´schem Augenzwinkern. Ein echter Pageturner – ich freue mich auf die Fortsetzung.