Jasper Fforde: Das Lied des Quarktieres

Jasper Fforde

Das Lied des Quarktieres

Dragonslayer-Reihe, 2. Band

(The Song of the Quarkbeast, 2011)

Bastei-Lübbe AG, Köln, 27.04.2018

256 Seiten, Paperback

ISBN-13: 978-3404209187

2004 stieß ich während der Bücherjagd in meinem bevorzugtem Revier, der Stadtbücherei Recklinghausen, auf einen wirklich eigenartigen Titel. >>Der Fall Jane Eyre<< zählte weder als Krimi, noch SF, noch Fantasy – und enthielt doch eigentlich Elemente aller dieser Genres. Geschrieben hatte ihn ein Waliser von damals gerade 40 Jahren, ein wahrer Kindskopf. Ich war entzückt, folgte dem Mann durch alle sechs Bände der >>Thursday Next<<-Reihe. Und es ist beispielhaft von Jasper Fforde, dass er seine erste erfolgreiche Reihe heutzutage als Spielwiese für Fan-Projekte zur Verfügung stellt.

Die zweite Romanreihe (Nursery Crimes) spielt in dem gleichen alternativen Universum, glänzt jedoch durch neue Charaktere, wie Sergeant Mary Mary und Inspektor Jack Spratt. Bislang umfasst sie zwei Titel. Der erste Band >>The Big Over Easy<< basiert auf Ffordes erstem zuvor unveröffentlichten Buchmanuskript, das von 76 Verlagen abgelehnt worden war.

Daneben gibt es auch noch seine Version der >>Shades of Grey<< (>>Grau<<, 2011 bei Eichborn). Diese wurde auf drei Bände angelegt, hat aber wohl nichts mit unterwürfigem Sex zu tun. Statt dessen entscheidet hier die Fähigkeit der Protagonisten, Farben zu sehen, über ihren sozialen Status. Und warum auch nicht …

Die >>Dragonslayer-Reihe<<, um deren zweiten Band es in dieser Rezi gehen soll, begann 2011. Auch der dritte Titel ist bereits erschienen.

Wieder einmal besticht Fforde durch seine ebenso haarsträubende wie unnachahmlich komische Mischung von Wortspielen und literarischen Textbauteilen. Verfeindete Zauberergruppen, niederträchtige Royalisten, Trolle mit einem langen Gedächtnis und Findelkinder stellen sein Personal. Und die Handlung? Sollte man einfach lesen, mit genauso viel Vergnügen wie ich.

Nur noch zu einer Sache nehme ich mir Zeit: das sagenhafte Quarktier zu beschreiben. Laut >>Claudis Gedankenwelt<< muss man sich dies wohl als als eine Mischung aus 9/10 Velociraptor & Küchenmaschine und 1/10 Labrador vorstellen, weswegen Quarktiere so gehorsam sind. Es hat mehrere Reihen messerscharfer Reißzähne und sieht furchterregend aus. Trotzdem hat es einen sanftmütigen Charakter. >>Eigentlich sieht es aus wie eine offene Messerschublade auf Beinen, die vorhat einen in Stücke zu reißen, aber es ist ein ganz Süßer!<< sagt Jennifer, Heldin des Ununieted Kingdoms, selbst über ihren Gefährten.

Und auch das Quarktier selbst versteht einfach nicht, warum die Leute vor ihm fliehen. Wedelt es doch freudig mit dem Schwanz, hechelt liebevoll und sagt ab und an: >>Quark!<<. Und auch sein Kunststückchen, einen Gartenzwerg aus Beton mit den Zähnen zu zermahlen, aus dem Staub einen Ring in die Luft pusten und durch diesen durchzuspringen, sollte doch die Menschen für das Quarktier begeistern oder nicht? Man darf nur nicht vergessen es regelmäßig Gassi zu führen.

Die Ernährungsgewohnheiten eines Quarktieres sind einfach zu beschreiben. Wenn überhaupt etwas Lebendes,  frisst es mal eine Katze. Ansonsten lutscht es Chrom von Stoßstangen. Verzinktes Blech sorgt dafür, dass die Schuppen schön schimmern, wenn es darauf herumkaut.

Die Fortpflanzung eines solchen Quarktieres erfolgt durch Quantenreproduktion, sie erscheinen also quasi aus dem Nichts. Interessant dabei ist, dass sie immer paarweise auftauchen an zwei verschiedenen Orten. Zu jedem Quarktier gibt es irgendwo ein Antiquarktier. Begegnen sich die beiden zufällig, kommt es zur Explosion und beide sind in einem Energieblitz verschwunden.

Angelika Herzog